Benelli TRK 702 / TRK 702 X

Benelli TRK 702 / TRK 702 X

In Italien und Portugal stellt Benelli mit der kleinen TRK 502 jeweils das meistverkaufte Motorrad. In Deutschland ist die Marke Benelli bislang eher eine Randerscheinung. Mit den hier vorgestellten Mittelklasse-Adventurebikes Benelli TRK 702 und 702 X soll sich dies ändern. Das Konzept lautet: 70 PS und viel Motorrad fürs Geld.

 

TRK 702 mit 70 PS und 70 Nm

Bei Benelli legen sie Wert auf die Feststellung, dass die Marke eine italienische sei, werden doch Design und Development in Pesaro unweit von Rimini vorangetrieben. Doch sowohl der Mutterkonzern Qianjiang als auch der Produktionsstandort haben ihren Sitz in China. Im Ranking mit anderen China-Labeln wie Voge und Brixton hat Benelli zwar die Nase vorn, mit 472 von Januar bis Juni 2023 verkauften Einheiten liegt der Marktanteil jedoch unter einem Prozent. Was auch an der für den deutschen Markt nur mäßig interessanten Modellpalette liegen könnte. 400er-Singles und 500er-Twins stehen hierzulande nicht wirklich im Fokus des Interesses, auch bei den beiden retromäßig angehauchten Naked Bikes 752 S und Leoncino 800 lässt der Durchbruch bislang auf sich warten.

 

 

Unterschiede Benelli TRK 702 und X-Variante

Mit dem neu entwickelten und ab sofort in zwei Varianten erhältlichen Adventure-Bike benelli TRK 702 soll sich das nun ändern. Die Unterschiede sind schnell aufgezählt: Die Standardversion der Benelli TRK 702 steht auf mit Pirelli Angel GT bestückten 17-Zoll-Alugussrädern und verzögert vorn mit radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln. Die abenteuerlustigere X-Variante steht auf Pirelli Scorpion Rally STR bereiften Drahtspeichenrädern (vorn in 19 Zoll) und verzögert mit klassisch montierten Doppelkolben-Schwimmsätteln. Offizielle Begründung: Die Schwimmsättel würden weicher ansprechen, was jenseits des Asphalts das Bremsen erleichtere. In der Praxis erwiesen sich die Unterschiede zwischen den Bremsen als eher marginal.

Zu guter Letzt trägt die Benelli TRK 702 X ein etwas längeres, voll einstellbares Federbein, welches einen Federweg des Hinterrads von 173 Millimetern erlaubt. Das Straßenmodell TRK 702 verzichtet auf die Druckstufenverstellung und bietet 154 Millimeter Federweg. Die fixe 50er-Forcella-Upside-down-Gabel ist bei beiden gleich und bringt es auf 140 Millimeter Federweg. Der nicht nur auf holprigen Schotterpisten nicht immer ausreicht. Auch wenn auf Asphalt Bodenwellen und starkes Bremsen aufeinandertreffen, geht die Gabel schon einmal lautstark auf Block. Es fehlt ihr sowohl an Progression als auch an einem funktionierenden Endanschlag. Beiden direkt angelenkten Federbeinen fehlt es einerseits an sensiblem Ansprechverhalten, andererseits dürfte bei flotter Fahrt die Dämpfung etwas straffer sein.

 

Benelli TRK 702 ab 7.299 Euro

Doch bei einem Kaufpreis von 7.299 Euro (7.699 Euro für die X-Variante) müssen eben irgendwo Kompromisse gemacht werden. Vergleichbare Konkurrenzmodelle wie Honda NC 750 X, Kawasaki Versys 650 oder Yamaha Tracer 7 sind mit 8.900, 9.145 und 9.874 Euro erheblich teurer, haben dafür aber auch gerade bei der Elektronik deutlich mehr zu bieten.

 

TRK mit 790 mm Sitzhöhe, X-Version mit 835 mm

Bei der Benelli TRK 702 besteht das Ride-by-Wire noch aus klassischen Bowdenzügen, was eine Traktionskontrolle verhindert. Es gibt auch nur ein Mapping, und das 5-Zoll-TFT-Display lässt sich zwar mit dem Smartphone koppeln, hält sich aber sonst mit Informationen sehr bedeckt. Doch die übrige Ausstattung kann sich sehen lassen: Einstellbare Handhebel, hinterleuchtete Armaturen, extrem solide Handprotektoren, großer Gepäckträger, Auspuff (Standgeräusch 91 dB(A)) komplett aus Edelstahl, geschraubtes Rahmenheck, gegossene Aluschwinge und USB-Dose im Cockpit stehen auf der Habenseite. Dafür ist der kleine Windschild nicht verstellbar, und die Aufkleber sind nicht überlackiert, doch damit kann man leben. Leben kann man auch mit der in 790 Millimetern Höhe liegenden (Sitzhöhe TRK 702 X: 835 mm), angenehm gepolsterten zweiteiligen Sitzbank.

 

20-Liter-Tank und 239 Kilo fahrbereit

Durch den 20-Liter-Tank ist der Knieschluss recht breit, die Ergonomie insgesamt eher touristisch passiv, mit sehr aufrechtem Oberkörper. Als "Gewicht fahrbereit" nennt Benelli 239 Kilogramm für die TRK 702 sowie 244 Kilogramm für die TRK 702 X.

 

Benelli-Twin sieht 650er-Kawasaki-Motor ähnlich

Laut Benelli ist der 698 Kubik messende Twin der Benelli TRK 702 eine komplette Neuentwicklung, er sieht dem 650er-Kawasaki-Motor aber nicht nur von Weitem sehr ähnlich. Wie dieser ist er ein klassischer Gegenläufer mit 180 Grad Hubzapfenversatz, und wie dieser braucht er Drehzahlen. Um einigermaßen voranzukommen, sollten mindestens 4.000/min auf der Uhr stehen. Wenn man beim Herausbeschleunigen aus Kehren nicht verhungern will, ist zwingend der erste Gang der leicht zu bedienenden Schaltbox erforderlich. Kein Vergleich zur Benelli Leoncino 800, mit der der Autor zur Fahrpräsentation angereist war und die auch schon unter 3.000/min mit akzeptablem Rundlauf sowie Durchzug aufwartet und auch im 2. Gang hinreichend Vorschub generiert.

 

TRK 702 mit 70 PS und 70 Nm

Ab etwa 6.000/min wird der TRK-Twin richtig munter und spart dann vor allem unter Last nicht mit Vibrationen. Bei 8.750/min erreicht er seine Spitzenleistung, 70 PS (51,5 kW), und bei circa 9.500/min grätscht dann der Begrenzer ein. Das maximale Drehmoment, laut Benelli: 70 Nm bei 6.000/min.

 

Benelli TRK 702 und X-Variante Fahreindrücke

Bei der Fahrpräsentation fuhr der Autor zunächst mit der Benelli TRK 702 X. Zum Einlenken benötigt diese einen klaren Impuls, um dann souverän und mit reichlich Luft unter den Rasten dem Kurvenverlauf zu folgen. Nach dem Wechsel auf die Standardvariante mussten die Sensoren neu kalibriert werden. Denn im direkten Vergleich fährt diese wie das sprichwörtliche Fahrrad. Neben den auf reinen Straßenbetrieb ausgelegten Gummis sorgen auch die geringeren Kreiselkräfte der deutlich leichteren (minus 3 Kilogramm) Gussräder für ein deutlich agileres Einlenkverhalten. Zudem ist auch die Rückmeldung und nicht zuletzt der Grip der Dragons deutlich besser als der der STRs. Wer also ausschließlich auf Asphalt unterwegs ist und auf den Stollenreifen-Abenteuerlook verzichten kann, fährt mit der TRK ohne X nicht unbedingt besser, aber deutlich agiler.

 

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